A-Ik

Das Archiv des Innsbrucker
Musikvereins in der Bibliothek
des Tiroler Landeskonservatoriums

Innsbruck, Musikvereinshaus, Postkarte, 1912, Original in A-Ik

Die anstehenden Umbauarbeiten im Tiroler Landeskonservatorium ließen ein längst überfälliges Arbeitsvorhaben kürzlich Realität werden: die fachmännisch systematische Sichtung des historischen Notenbestands der Konservatoriumsbibliothek. Dabei wurde der Fundus nun auch gleich einer konservatorisch adäquaten Verwahrung zugeführt.

In Kooperation von Tiroler Landeskonservatorium (Direktor Dr. Thomas Juen), Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (Kustos Dr. Manfred Schneider) sowie RISM Westösterreich & Referat Südtirol (Landesleitung Univ.-Doz. Dr. Hildegard Herrmann-Schneider) hat diese Sichtungsarbeit der Musikwissenschaftler Dr. Franz Gratl (TLMF/Musiksammlung & Collaborator RISM Westösterreich/Südtirol) von September 2006 bis Januar 2007 durchgeführt. Seither befinden sich die Musikalien A Ik in der Musiksammlung des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum als Depositum. Für eine erste Orientierung hat Dr. Franz Gratl ein Kurzinventar erstellt, aus dem z.B. Komponisten, Werktitel, Materialkonsistenz und datierung, Hinweise zu Schreiber- und Aufführungsvermerken oder Provenienzen ersichtlich sind.

Der Notenfundus A Ik wird erstmals umfassend Aufschlüsse geben können zum bürgerlichen Musikleben in Tirol, insbesondere im 19. Jahrhundert. Der Bestand an geistlicher und weltlicher Musik aller Gattungen (mit einem Hauptanteil von profanen Werken) reicht vom 18. Jahrhundert bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. International bedeutende singuläre Quellen (z.B. Sinfonien Leopold Mozarts) stehen neben herausragenden vorrangig regional relevanten (u.a. Autographen führender Tiroler Komponisten bzw. auch Musikvereinsdirektoren wie Johann B. Gänsbacher, Josef A. Ladurner, Matthäus Nagiller, Josef Pembaur d.Ä.).

Joseph Haydn, Streichquartett B-Dur, Hob. III. 78/1,
Kopie J. J. Czichna (Angehöriger der Innsbrucker
Lithografen-Familie?), 1. Hälfte 19. Jh., Titelblatt,
weiterer ehemaliger Besitzer J. Oellacher,
seit 1830 in Innsbruck ansässiger Pharmazeut
und Musikdilettant

Karl Stamitz (1745-1801), Sinfonie C-Dur,
Kopie Ende 18. Jh., Titelblatt,
Besetzung hier 2 Clarini statt original 2 Corni

Johann Michael Malzat (1749 Wien – Innsbruck 1787), Sinfonie A-Dur, Kopie um 1770/80, Titelblatt


Zu Bestandsumfang und Besonderheiten von A Ik:

In Summe umfasst der Bestand etwa 6.000 Musikhandschriften und drucke, dazu Musica theoretica, etwa im Teilbestand Josef A. Ladurner (1762 Algund Brixen 1851).

Eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten, so eben Josef A. Ladurner oder Johann B. Gänsbachers Sohn Josef (1829-1911), vermachten ihre Musikalien dem Innsbrucker Musikverein. Dadurch konnten die Quellen geschlossen überdauern.

Weitere Teilbestände machen aus etwa die Sammlungen des

  • Innsbrucker Casino-Vereins (gegründet 1787 zur Pflege gehobener Unterhaltung, also auch von Musik),

  • Caspar Harm (1808 Welsberg/Pustertal Klagenfurt 1864), Kapellmeister in Klagenfurt,

  • Josef Oellacher (1803 Pressburg Innsbruck 1880), Pharmazeut und maßgebender Musikdilettant in Innsbruck.

Die wissenschaftliche Katalogisierung des Bestandes erfolgt durch Dr. Franz Gratl in der Musiksammlung des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum.

Der Nachlass des Tiroler Komponisten und Wiener Domkapellmeisters Johann Baptist Gänsbacher (1778-1844), der ca. 300 Handschriften (ca. 80% autograph) und Erstdrucke umfasst, wurde vollständig digitalisiert.

Johann B. Gänsbacher (1778-1844), Requiem, As-Dur, autographe Partitur, Wien 1837 (Schluss)

Johann B. Gänsbacher (1778-1844), Sonata, D-Dur, für Violine, Violoncello, Wien: Chemische Druckerei 1808, Erstdruck, Titelblatt. Rechts oben Besitzvermerk: „Gräfin [Maria Anna] Firmian“ (1775-1840), Klavierschülerin und Mäzenatin Gänsbachers.

Stand der Bearbeitung 20.7.2013: Musikhandschriften ca. 360 Titelaufnahmen, Musikdrucke ca. 110 Titelaufnahmen.

Seit Juni 2010 sind alle bisher bearbeiteten Titel (als work in progress) im RISM-OPAC publiziert, einem Projekt von RISM in Kooperation mit der Bayerischen Staatsbibliothek München und der Staatsbibliothek Berlin Preußischer Kulturbesitz: http://www.rism.info/

Projektleitung (bis 31.12.2008):

Univ.-Doz. Mag. art. Dr. phil. Hildegard Herrmann-Schneider
RISM Landesleitung Tirol-Südtirol & OFM Austria
Institut für Tiroler Musikforschung Innsbruck
Rumer Str. 51d
A 6063 Innsbruck / Post Rum
Tel. +43 / (0)512 / 263 272
e-mail: rism.hh@musikland-tirol.at

Bestandsbearbeitung und Projektleitung (ab 20.2.2009):

Mag. Dr. Franz Gratl
Musiksammlung des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum
Museumstr. 15
A 6020 Innsbruck
Tel. +43 / (0)512 / 59489 - 118
e-mail: f.gratl@tiroler-landesmuseen.at

online-Präsentation zu A-Ik
Hildegard Herrmann-Schneider und Manfred Schneider:
- Mozart Spuren in Tirol

Literatur:

Franz Gratl
- Die Musiksammlung des Innsbrucker Apothekers, Chemikers, Mineralogen, liberalen Stadtpolitikers und Musikliebhabers Joseph Oellacher (1804-1880), in: Tirol in seinen alten grenzen.Festschrift für Meinrad Pizzinini zum 65. Geburtstag, hrsg. v. Claudia Sporer-Heis (= Schlern-Schriften 341), Innsbruck 2008, S. 99-111

CD-ROM RISM A/II: Musikhandschriften nach 1600, München [u.a.] 2008, 16. Ausgabe
(329 Titelaufnahmen/Franz Gratl, Stand September 2008)